Blog einer Stadtverordneten

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13.August

Derzeit ist es ein besonderes Drama mit dem Busverkehr. In der Michael Henkel Straße wird gebaut und an den Haltestellen gibt es kaum Information über die Alternativen. Heute war mal wieder privater Taxidienst fällig für 2 Senioren, die an der Haltestelle Brauhausstraße vergeblich auf den Bus aus Richtung Klinikum warteten. Der kam nicht, an der Haltestelle hing zwar der Hinweis, dass die Linie 4 stattdessen die Haltestelle bedient. Aber die kam auch nicht, die fährt nicht mehr samstags ab 15 Uhr und sonntags gar nicht. Zu finden war das nicht, denn der rote Baustellenzettel war über dem Fahrplan der Linie 4 angebracht, lesbar war nur der Plan der Linie 9B, die ja verhindert ist. In der Antwort des OB auf unsere Hinweise stellt er fest: "Die zentrale, wichtigste und unmittelbarste Information für denjenigen, der nun über keinerlei Informationsmittel verfügt, ist die Haltestelle selbst, an der die entsprechenden Aushänge angebracht wurden" Ja eben! Wenn Anfragen und Hinweise nicht helfen müssen wir zu Selbsthilfe greifen. Der Fahrplan der Linie 4 wurde durch uns an der Haltestelle Brauhausstraße endlich zugänglich gemacht. Mehr zur Anfrage


Ende Juli/Anfang August

Natürlich gab es auch hier jeden Tag etwas zur Fuldaer Kommunalpolitik zu berichten. Aber die geballte Ladung einiger privater Vorkommnisse hat meine Kraft voll in Anspruch genommen. Trotzdem: Tagung Abwasserverband, Sitzung Ältestenrat, Schulung Haushaltswesen puh...


27. Juli

"Essen gehen" - war in meiner Kindheit Luxus. Manchmal am Muttertag gingen wir zum "Schnarr". Ein Gastwirt mit bürgerlicher Küche, das war dann eine Vorsuppe und Schnitzel oder Schweinebraten mit Rotkraut. Heute haben sie mir ein Stück meiner Kindheit aus dem Herzen gerissen. Das Haus am Abtstor wurde abgerissen. Pünktlich meldete die Fuldaer Zeitung den Abriss, aber ja nicht ein paar Tage früher. So war nichts mehr zu machen. Woher wusste die Zeitung von dem bevorstehenden Abriss? Warum weiß ich als Stadtverordnete und stimmberechtigtes Mitglied im Bauausschuss nichts davon?


25. Juli

Heute wieder die wöchentliche Mahnwache gegen Atomkraft. Beim Hundegang an der Freilaufzone in der Aue höre ich von den anderen Hundefreunden, wie dort Bürgermeister Dippels neue "Law and Order" Maßnahme ankommt. Sie sind erbost! Nun haben wir nur den einen Fleck hier in Stadtnähe und jetzt will man uns noch mehr verfolgen. Ein paar hundert Meter Weg sind als Hundefreilaufzone ausgewiesen. Den Weg teilen sich Hunde, Herrchen, Frauchen, Spaziergänger, Radfahrer, Autos, Jogger, Radrennfahrer. Ich höre von den jüngsten Unfällen und verletzten Hunden und Menschen. Wir halten eine Besprechung ab und beschließen, dass ich einen Antrag einbringen soll in die Stadtverordnetenversammlung. Wir fordern für unsere Hundesteuer eine Wiese, auf der unsere Hunde ungefährdet laufen, hüpfen, springen können. Die Ballung so vieler Verkehrsteilnehmer auf dem Weg muss entzerrt werden. Und die Radfahrer müssen wissen, dass sie in dem Bereich Schrittgeschwindigkeit fahren müssen, auf dem R1 sind keine Schilder angebracht, die auf die Freilaufzone hinweisen.

24. Juli'

"In welchem Stock sind wir?" das betagte Pärchen ist nervös. Die anderen Menschen im Aufzug, die die Anzeige sehen können antworten "Dritter Stock", "aber wir wollen in den Zweiten", "ach so, der Knopf für den zweiten ist kaputt" kommt es von einem Patienten, der samt Tropf im Aufzug des Klinikums unterwegs ist. Die alten Herrschaften sind verzweifelt. Ich frage den Patienten, wie lange das schon so ist: "Ach, 3 Wochen bin ich hier, und davor schonmal 3 Wochen da war er auch schon kaputt. Wenige Tage zuvor erlebe ich in dem selben Aufzug eine blinde Frau, die forsch mit ihrem weißen Stock unterwegs ist, sie kennt den Aufzug auch schon, sie tastet, zählt die Knöpfe ab, und drückt eines der glatten beschrifteten Felder. Erstaunt bin ich, wie sie da zurechtkommt. Sie meint, ja das ist nicht so einfach, aber was wirklich blöd ist, ich weiß nie in welchem Stock ich bin, eine automatische Ansage würde helfen, der Aufzug ist ja ganz neu gemacht. Wirklich schön ist der Aufzug, ringsherum grüne leuchtete Platten im Gegensatz zu dem verbeulten Innenraum des Nachbaraufzuges.

23. Juli

Bestürzt verfolge ich die Nachrichten aus Norwegen. Immer mehr Details kommen zutage. Nicht für möglich gehalten hatte ich die europaweite antiislamische Szene, die dem Attentäter applaudiert. Er ist kein Nazi, er bezeichnet sich als christlich konservativ und hat ein Terrorprogramm ausgearbeitet für die Befreiung Europas vom Islam und vom Kulturmarxismus. Was macht die Fuldaer Zeitung an diesem Tag? Sie veröffentlicht einen Kommentar, der Islamisten beschuldigt und die Beschneidung demokratischer Rechte fordert. Da bleibt das Frühstücksbrötchen im Halse stecken.


21. Juli

Eine Nacht hat der Privatpatient in dem Einzelzimmer verbracht, das für ihn freigeräumt wurde. (siehe 18. Juli)

"Hundertsechzig Euro im Monat ist nicht viel Geld für mich und meinen Bruno" sagt der gut gekleidete ältere Herr, den ich beim Hundespaziergang immer treffe. "Ich rauche nicht, ich trinke nicht und ich habe noch meine Kleidung aus den besseren Zeiten, sonst ging es gar nicht." Nach mehreren schweren Operationen fand er keine Arbeit mehr und ist in Hartz IV gerutscht. Das Amt hat ihm das ihm zustehende Geld auf 160 Euro gekürzt. Er weiß sich nicht zu wehren. Die Hundesteuer von 61 Euro im Jahr muss er sich vom Munde absparen, aber sein Bruno soll nicht leiden und "weggeben will ich ihn nicht, er ist doch schon 14 Jahre".


20. Juli

Da rollt er der Ball, wie ich es schon 100 mal in meiner Phantasie gesehen habe. Er kommt über die Mauer am neuen "Wohnquartiersplatz Hirtsrain" geflogen, ein prima Hochschuss, rot/weiß ist der Ball. Gleich kommt das Kind gerannt, denk ich und steige in die Bremsen. Ein großer schwarzer Bus auf der Gegenfahrbahn sieht dies nicht. Ganz knapp vorbei am Bus rennt der junge Ballschütze, dem Ball hinterher bergab bis zur Baustelle in der Brauhausstraße. Noch weitere 5-6 Kinder stoppen gerade noch rechtzeitg am Bürgersteig, jeder will natürlich den echten Lederball retten.

Welcher Architekt kann nur so ignorant sein, meine Bedenken, die ich schon bei der ersten Bürgerversammlung geäußert hatte fortzuwischen: wenn schon der Spielplatz umgestaltet würde, dann müsse die Wiese in den hinteren Teil und die Spielgeräte nach vorne zur Straße.

Nein, der 700 000 Euro Spielplatz hat jetzt eine Ballspielwiese, direkt an der Durchgangsstraße.

Ich schwöre dem Architekt, wenn nur ein Kind durch seine Planungen zu Schaden kommt, dann mache ich ihn persönlich haftbar!


19.Juli

Heute bei der attac Sitzung der Fuldaer Gruppe gewesen und den Bericht vom InfoStand am Herzbergfestival gehört. Wir planen einige Aktionen noch diesen Sommer: ein "Empört Euch! Open Air Bürgerforum, Theaterveranstaltung mit der Berliner Compagnie, Winfried Wolf zum Thema "Die diabolische Allianz aus Erdöl, Auto und Agrobusiness". Außerdem die Aktion Krötenenwanderung jetzt! Bank wechseln - Politik verändern!


18. Juli

Privater Klinikbesuch, 100% städtisches Eigentum, 3 Mann Zimmer - ein Bett ist leer, dieser dritte Mann sitzt trotzig auf dem Gang. "Ich verlange ein Einzelzimmer, ich bin Privatpatient!" Tatsächlich werden die zwei anderen kranken Männer noch am gleichen Tag verlegt, sie müssen Tasche packen. Nix wirds mit der Skatrunde,

Morgen werde ich mal nachschauen gehen, ob sie als Bett Nr. 4 in jeweils ein andres Zimmer geschoben wurden.

Am Abend dann Mahnwache zum Abschalten der Atomkraftwerke am Bahnhofsvorplatz. Wir wollen nicht, dass sie noch ein weiteres Jahrzehnt laufen. In dieser Zeit kann wiedermal der Ausstieg gekippt werden, haben wir ja schon erlebt. Darum fordern wir auch "Atomausstieg ins Grundgesetz". Am Rande auch lebhafte Diskusionen unter den Teilnehmern zu unserer jüngsten Presseerklärung und wie das Flair Fuldas Investoreninteressen geopfert wird


16. Juli

Für einen Verwandten in der Klinik soll ich Haftcreme für das Gebiss besorgen. Ich geh in einen Drogeriemarkt im Stadtviertel unterhalb des Klinikums. Ich finde die Schachteln mit der Creme 5,98 Euro. Aber was ist das? Ich nehme eine, die Packung ist leicht, ich nehme die nächste...wieder, alle Schachteln sind leer. Ich gehe mit einer leeren Schachtel zur Kasse. "Die Schachteln sind alle leer?" "Ja, den Inhalt bekommen sie bei mir!" Die Kassierin greift unter ihre Kasse. Ich steht verblüfft da. Dann frage ich "Es wohnen viele arme Leute hier?" Die Kassiererin nickt traurig.

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