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Naziverbrechen in der Region Fulda

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Aktuelles

Donnerstag, 28. April 2016

  • 19.30 Uhr, Forum Kanzlerpalais, Unterm Heilig Kreuz 1, Fulda, Vortrag mit Buchvorstellung zur NS-Justiz in Hessen - Die kritische Aufarbeitung des Nationalsozialismus hat lange die zentrale Rolle der Justizbehörden innerhalb des Unrechtssystems weitgehend ausgeblendet. Erst in den letzten Jahren ist hier die Forschung in Gang gekommen. Für Hessen liegt nunmehr ein Standardwerk unter dem Titel "NS-Justiz in Hessen: Verfolgung, Kontinuitäten, Erbe" vor. Die beiden Herausgeber, Professor Dr. Theo Schiller und Dr. Wolfgang Form, werden das Werk vorstellen. In einem begleitenden Vortrag zum Thema werden auch die Bezüge zur Region Fulda aufgezeigt. Die Veranstaltung, zu der auch Nichtmitglieder des Geschichtsvereins herzlich willkommen sind, ist kostenfrei.

Berichtet wurde auch von Fällen aus Fulda.

Inhaltsverzeichnis

NS Justiz

folgt

Zuchthaus und KZ

KZ Breitenau

In der Liste der "Schutzhaftgefangenen" des Konzentrationslagers Breitenau 1933/1934 finden sich zahlreiche Gefangene aus Fulda und Umgegend. Bei einigen wird KPD-Mitgliedschaft unterstellt, es kann aber nicht gesagt werden, ob sie tatsächlich Mitglied der KPD waren. Auch in der Stadt Fulda und im Landkreis gab es Widerstand seitens der örtlichen KPDGruppen.

Auszug aus:

Krause-Vilmar, Dietfrid: Das Konzentrationslager Breitenau. Ein staatliches Schutzhaftlager 1933/34, Marburg 1998, 227-284 KZ Breitenau


  • Wilhelm Elm aus Flieden/Fulda, geb. am 11.10.1890 in Weißenwald, Arbeiter, aus politischen Gründen (Kassierer der KPD-Ortsgruppe Flieden) im KZ Breitenau vom 29.6.1933 bis 27.9.1933; schwere Mißhandlungen bei verschiedenen Haftmaßnahmen, Verurteilung durch OLG Kassel (14.3.1935) wegen Vorbereitung zum Hochverat zu einem Jahr und sechs Monaten Gefängnis; nach der Gefängnishaft KZ Esterwegen, KZ Sachsenhausen (bis Oktober 1936). Er starb am 24.6.1967 in Flieden.
  • Hermann Fell aus Flieden/Fulda, geb. am 5.11.1908 in Flieden/Fulda, Maler, im KZ Breitenau vom 29.6.1933 bis 27.9.1933 inhaftiert (Grund bzw. Anlaß der Inhaftierung unbekannt).
  • Karl Bachus aus Fulda, geb. am 16.12.1910 in Großentaft/Hünfeld, Schlosser, aus politischen Gründen (als “Kommunist” in Schutzhaft genommen) im KZ Breitenau vom 30.11.1933 bis 16.3.1934 inhaftiert; Verfahren wegen “Vorbereitung zum Hochverrat” war in Vorbereitung
  • Georg Wilhelm Füller aus Hettenhausen/Fulda, geb. am 22.8.1889 in Hettenhausen/Fulda, Bahnarbeiter, im KZ Breitenau vom 29.6.1933 bis 28.7.1933 inhaftiert (Grund bzw. Anlaß der Inhaftierung unbekannt).
  • Otto Gebe aus Frankfurt a.M. geb. am 13.8.1881 in Köthen, Bezirkssekretär der Eisenbahnergewerkschaft, Gewerkschafts-Sekretär (ADGB) in Fulda, aus politischen Gründen (er soll im März 1933 Druckschriften mit angeblich “irreführenden und aufhetzerischen” Inhalten verbreitet haben) im KZ Breitenau vom 14.7.1933 bis 15.8.1933 inhaftiert.
  • Nikolaus Götze aus Fulda geb. am 13.5.1894 in Rüdesheim/Bingen, Küfer, aus politischen Gründen (angeblich KPD) seit März 1933 in Schutzhaft; im KZ Breitenau vom 14.7.1933 bis 16.10.1933; anschließend KZ Neusustrum (bis April 1934). Er starb am 18.5.1960 in Fulda.
  • Franz Heil aus Fulda, geb. am 16.4.1907 in Mittelroda, Arbeiter, aus politischen Gründen (angeblich Vors. der KPD-Ortsgruppe Fulda) mehrfach seit März 1933 in Schutzhaft; im KZ Breitenau vom 14.7.1933 bis 20.9.1933 inhaftiert. Er starb im August 1989.
  • Adam Herchenhan aus Fulda, geb. am 4.5.1900 in Theobaldshof/Kr. Gersfeld, Schmied, aus politischen Gründen (Mitglied der SPD Fulda) im KZ Breitenau vom 14.7.1933 bis 14.8.1933 inhaftiert.
  • Johann Hofmann aus Wendershausen/Kr. Fulda, geb. am 17.8.1905 in Wendershausen/Kr. Fulda, Arbeiter, aus politischen Gründen (wegen Nachfrage nach Lohnerhöhung) im KZ Breitenau vom 15.10.1933 bis 19.11.1933 inhaftiert.
  • Emil Hohmann aus Fulda, geb. am 8.11.1896 in Niederbieber/Kr. Fulda, Angestellter, aus politischen Gründen (als KPD-Funktionär verhaftet; angeblich Unterbezirksleiter der KPD in Fulda) seit 2.3.1933 in Schutzhaft und vom 14.7.1933 bis 27.9.1933 im KZ Breitenau inhaftiert.
  • Abraham Katz aus Fulda, geb. am 31.7.1887 in Uttrichhausen/Kr. Schlüchtern, Geschäftsinhaber, aus antisemitischen Motiven im KZ Breitenau vom 9.9.1933 bis 10.10.1933 inhaftiert
  • Leo Klug aus Flieden/Kr. Fulda, geb. am 12.11.1906 in Barmen, Arbeiter, aus politischen Gründen (ADGB, angeblich KPD) im KZ Breitenau vom 29.6.1933 bis 27.9.1933 inhaftiert
  • Philipp Kohn aus Fulda, geb. am 24.6.1873 in Mohr (Schleswig-Holstein), Geschäftsinhaber, aus antisemitischem Motiv (als Jude verfolgt) im KZ Breitenau vom 9.9.1933 bis 11.9.1933 und vom 16.9.1933 bis 10.10.1933 inhaftiert
  • Kurt Lindner aus Fulda, geb. am 17.11.1901 in Oels (Regierungsbezirk Breslau), Schreinermeister, aus politischen Gründen (als Sozialdemokrat) im KZ Breitenau vom 14.7.1933 bis 14.8.1933 inhaftiert.
  • Johann Mohr aus Gersfeld/Kr. Fulda, geb. am 1.6.1883 in Hettenhausen/Kr. Fulda, Landwirt, im KZ Breitenau vom 29.6.1933 bis 14.7.1933 inhaftiert (Grund bzw. Anlaß der Inhaftierung unbekannt).
  • Gustav Schlereth aus Marbach/Kr. Fulda, geb. am 5.11.1891 in Fulda, Zimmermann, aus politischen Gründen (wegen Nachfrage nach Erhöhung des Lohnes) im KZ Breitenau vom 15.10.1933 bis 30.11.1933 inhaftiert.
  • Friedrich Schmalenberg aus Horas/Kr. Fulda, geb. am 1.12.1897 in Oberelfringhausen/Kr. Hörde, Schuhmacher, aus politischen Gründen (KPD, Rote Hilfe) im KZ Breitenau vom 30.11.1933 bis 16.3.1934 inhaftiert; Verurteilung durch OLG Kassel (14.3.1935) wegen “Vorbereitung zum Hochverrat” zu einem Jahr Gefängnis. Er starb am 14.1.1975 in Fulda.
  • August Schreiber aus Tann (Rhön)/Kr. Fulda, geb. am 28.11.1897 in Tann (Rhön)/Kr. Fulda, Kaufmann, aus politischen Gründen (wegen Anfrage nach Erhöhung des Lohns) im KZ Breitenau vom 15.10.1933 bis 22.12.1933 inhaftiert.


  • 1941/42 - Die "Schutzhäftlinge" Julius Braunschweiger (*22.8.1895) sowie Nathan Strauß (*21.10.1874) aus Burghaun wurden am 19. September 1941 in Breitenau eingeliefert. Sie hatten im Wald Beeren gepflückt und damit offenbar gegen die neue NS-Verordnung verstoßen, die den Juden seit 1. September 1941 verbot, den Bereich ihrer Wohngemeinde ohne polizeiliche Erlaubnis zu verlassen. Jemand muss sie angezeigt haben. Während Herr Braunschweiger am 6. Dezember 1941 wieder nach Hause entlassen wurde, um zwei Tage später nach Riga deportiert zu werden, hatte man mit Herrn Strauß etwas anderes vor. Er kam am 2. Dezember in das KZ Dachau, wo er am 12. März 1942 starb - offiziell an Darmkatarrh! Seine Witwe Adelheid Strauß bekam wenig später eine Urne mit der Asche ihres Mannes per Post zugesandt. [1]

Dachau

  • Im KZ Dachau kam der Marbacher Pfarrer Konrad Trageser um Leben. Die LINKE.Offene Liste hat im Kreistag anläßlich des 100. Geburtstages von Konrad Trageser (siehe Kreistagssitzung März 2010) die Einrichtung einer Dokumentationsstätte für Opfer der Naziherrschaft im Kreis Fulda beantragt.
  • Nathan Strauß (*21.10.1874) aus Burghaun wurden am 19. September 1941 in Breitenau eingeliefert. Er hatte im Wald Beeren gepflückt und damit offenbar gegen die neue NS-Verordnung verstoßen, die den Juden seit 1. September 1941 verbot, den Bereich ihrer Wohngemeinde ohne polizeiliche Erlaubnis zu verlassen. Jemand muss ihn angezeigt haben. Er kam am 2. Dezember in das KZ Dachau, wo er am 12. März 1942 starb - offiziell an Darmkatarrh! Seine Witwe Adelheid Strauß bekam wenig später eine Urne mit der Asche ihres Mannes per Post zugesandt. [2]

Buchenwald

Das Totenbuch von Buchenwald verzeichnet :

Fulda

  • Köck, Otto Karl (13.12.1893* in Fulda, Hessen-Nassau)
  • Plaut, Hugo (21.07.1911* in Fulda, Hessen-Nassau)
  • Wetzlar, Isfried (05.03.1886* in Fulda, Hessen-Nassau)

Neuhof

  • Benkner, Justus (10.05.1873* in Neuhof (Ellers), Hessen-Nassau)
  • Huck, Ferdinand (08.12.1878* in Hattenhof, Krs. Fulda)

Hünfeld

  • Bacharach, Hermann (Herz) (12.04.1859* in Rhina, Krs. Hünfeld)

Eiterfeld

  • Wiesenfelder, Salomon (21.03.1875* in Eiterfeld, Krs. Hünfeld, Hessen-Nassau)
  • Rosenstock, Ludwig (11.08.1915* in Eiterfeld, Hessen-Nassau)

Mansbach

  • Bacharach, Sally (14.10.1883* in Mansbach, Hessen-Nassau)

Wüstensachsen

  • Buchsbaum, Max (22.12.1883* in Wüstensachsen, Hessen-Nassau)
  • Nordhäuser, Arthur Adolf (30.12.1902* in Wüstensachsen in der Rhön)
  • Nußbaum, Gustav (22.01.1880* in Wüstensachsen, Hessen-Nassau)

Buchenau

  • Acker, Heinrich (05.10.1908* in Buchenau, Hessen-Nassau)
  • Bernhard Löbenstein Geburtsdatum:08.02.1880 in Buchenau, Hessen-Nassau Todesdatum: 27.03.1942 Sterbeort: Bernburg [14.03.1942]

Entrechtung

Text folgt

Deportation

Recherchen zu den Deportationen der Bürger jüdischen Glaubens in der Region Fulda finden sich auf der Artikelseite Jüdisches Leben in Fulda

Zwangsarbeit und Kriegsgefangene

In Fulda gab es 18 Lager für Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene.

Aufstellung vom 01.12.1941:

Es gab in Fulda insgesamt 18 Lager

  • In der Edelzeller Straße (Emaillierwerke AG)
  • Frankfurter Straße 62 (Filzfabrik AG)
  • Frankfurter Straße 8 (Wachsfabrik Gies)
  • Künzeller Straße 59 (Fa. Gummiwerke AG - größtes Lager in Fulda)
  • Frankfurter Straße 4 (Fa. Hutstoffwerke)
  • Edelzeller Straße 44 (Fa. Segeltuchweberei Val. Mehler)
  • Rhabanusstraße (Fa. Mehler)
  • Schildeckstraße 4 (Fa. Mehler)
  • Schildeckstraße/Josefsheim (Fa. Mehler)
  • Edelzeller Straße (Fa. Rhodius & Co.)
  • Königstraße 12 (Fa. Rübsam, Wachswerke),
  • Kronhofstraße 45 (Fa. Textilwerk und Teppichfabrik Wighardt)
  • Langebrückenstraße (Fa. Wighardt)
  • Buttlarstraße 20 (Wagner-Werke)
  • Hinterburg 6 (Lager der Wagnerwerke)
  • Hinter den Löhern (Wollgarnfabrik)
  • auf dem Bahngelände (Reichsbahnausbesserungswerk)
  • in Bachrain in der Gastwirtschaft Auth (Reichsbahnbetriebswerke Fulda).

zitiert nach


Todesopfer sind in einer Sammelanlage am Städtischen Friedhof Künzeller Straße / Heidelsteinstraße bestattet.

In Wildflecken in der Rhön befand sich ein Kriegsgefangenenlager. Heute erinnert der "Leidensweg der Nationen" am heutigen Truppenübungsplatz an das Leiden und Sterben.

Todesmärsche

Fünf Tage vor der Befreiung Frankfurts wurden 350 KZ-Häftlinge der Frankfurter Adler Werke auf Befehl des Gauleiters Sprenger am 24.3.1945 gezwungen, die Stadt zu Fuß zu verlassen. Ziel war das KZ Buchenwald bei Weimar. Schon kurz hinter der Stadt wurden 24 Häftlinge erschossen, Die erste Etappe endete bei Hanau und wurde in vier Nachtmärschen fortgesetzt. Die Strecke führte über Fechenheim, Dörnigheim, Hanau, auf der Reichsstraße 40, der heutigen B 40 über Langenselbold, Gelnhausen, Wächtersbach, Schlüchtern, Neuhof, Eichenzell, Fulda, Hünfeld.

In Hünfeld wurden die Menschen auf Güterwagen nach Buchenwald verladen. Dort kamen 280 völlig entkräftete Menschen an und wurden zu Fuß weiter nach Dachau geschickt. Am 27. April erreichen keine 40 davon das KZ Dachau. Zwei Tage später wurden sie von der US Army befreit.

In Frankfurt fand 2010 eine Gedenkveranstaltung statt. Mehr dazu hier: http://www.dielinke-mkk.de/nc/termine/termine/detail/zurueck/aktuell-66/artikel/gedenkveranstaltung-an-den-65-jahrestag-des-todesmarsches/. Am Karfreitag 2013 zwischen 11.30 Uhr und 12.30 Uhr gab es eine Performance in der Hünfelder Bahnhofstraße zum Todesmarsch von KZ Häftlingen nach Hünfeld am Nachmittag Ausstellungseröffnung [3]


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weblinks

Literatur

  • Ernst Kaiser und Michael Knorn „Wir lebten und schliefen zwischen den Toten“, Rüstungsproduktion, Zwangsarbeit und Vernichtung in den Frankfurter Adlerwerken, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage 1998, Erstauflage 1994, Campus Verlag Frankfurt, New York, ISBN 3-593-36163-9

Medien

2004 versuchte eine Initiative auf dem Weg des Todesmarsches eine szenische Collage aufzuführen. Für 13 geplante Aufführungen wurde vom Osthessischen Kultursommer eine Finanzierung von insgesamt 300 Euro in Aussicht gestellt.

Wenn sich bis Ende Mai 2008 genügend Initiativen, Kommunen, Kirchengemeinden und Schulen oder Gewerkschaftsgliederungen beim Autor melden, dann wird es noch möglich sein, die Schauspieler und Musiker der beiden Uraufführungen wieder zu gewinnen.

Reaktionen

Zum Gedenken an den Todesmarsch von Frankfurt nach Hünfeld in 1945

Ich erinnere mich sehr gut, es war ein Alptraum diese Nazi-Demo in Hünfeld 2012, wo wir Anti-Demonstranten wie eingepfercht auf dem Bahnhofsvorplatz waren! Schon der Empfang durch Polizei direkt ab Bahnsteig! - Mir sofort dieses Bild kam, als sei es kurz vor Kriegsende und ein Judentransport nach Auschwitz stand bevor - Überall war Polizei. Es war schrecklich.

Wie recht ich hatte! Und wie unsensibel, rücksichtslos und brutal die Polizei war, uns dort an diesem geschichtsträchtigen Platz einzukesseln! Jetzt weiß ich auch warum, warum ich mich damals so bedroht fühlte, denn der Todesmarsch ging bis Hünfeld - wie ich nun weiß - und da dann mit dem Zug weiter. So als habe der Hünfelder Bahnhofsvorplatz diese Ängste, die Schikanen der Soldaten und das Zusammengepfercht-Sein der Juden gespeichert - und zu gegebenen Anlaß wieder spürbar werden lassen.

Nachdem so eine beengende, von Polizisten ab Bahnsteig kontrollierte Zusammenpferchung auf dem Bahnhofsvorplatz wieder stattfand, reaktivierten sich für dafür Sensible die Ängste der damaligen Menschen, ihr Bedrohtsein und sie flüchteten, so wie ich ins Stadtcafe oder anderswohin.

Was uns, als rechtschaffene Bürger, die Polizei da damals zumutete ist ungeheuerlich!!! Es war ein Schock!!!

(Habe Texte über Jüdische Friedhöfe verfaßt und 1988 den 1. Friedenspreis Sievershausen für meine Ausstellung erhalten)

Euthanasie

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