Offener Brief an das hessische Kultusministerium

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Fulda im Dezember 2020


Offener Brief an das hessische Kultusministerium

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit Beginn dieses Schuljahres findet an den hessischen Schulen Unterricht im sogenannten „angepassten Regelbetrieb“ statt. Während die Infektionszahlen bundesweit zu diesem Zeitpunkt noch moderat erschienen, sind die Zahlen in den letzten Monaten wieder rasant angestiegen und haben neue Höchstwerte erreicht. Richtigerweise diskutiert man über neue Maßnahmen und Verschärfungen, um ein öffentliches Leben unter den gegebenen Bedingungen so frei und so sicher wie möglich zu gestalten. Dass es keine einfache Aufgabe ist, Entscheidungen von solcher Tragweite zu treffen, ist uns durchaus bewusst.

Während wir in der Schule mit Freundinnen und Freunden, mit Lehrerinnen und Lehrern und auch zuhause mit unseren Eltern neue Meldungen über steigende Inzidenzwerte besorgt verfolgt haben, fragten wir uns lange, wann endlich in der Schule darauf reagiert werden würde. Viel zu spät entscheiden Ämter über die Anordnung des „eingeschränkten Regelbetriebs“ in besonders stark betroffenen Gebieten, die die Vorgabe einer Maskenpflicht auch im Unterricht ins Spiel bringt. Maßnahmen wie diese Maskenpflicht, „Einbahnstraßensysteme“, Lüften im Unterricht.

All das soll die Infektionszahlen an Schulen gering halten. Ob die aktuellen Zahlen uns zufriedenstellen können ist fraglich. Es geht aber vor allem um den Preis, den wir zahlen müssen, um die Infektionszahlen so niedrig wie möglich zu halten.

So wie der momentane Unterricht stattfindet, kann aus unserer Sicht vielleicht auf dem Papier noch von einem „Regelbetrieb“ die Rede sein. In der Realität ist unser Schulalltag aber schon lange stark eingeschränkt. Schülerinnen und Schüler sollen auf Biegen und Brechen Präsenzunterricht erhalten, da dieser ja so wichtig für die schulische Bildung sei.

Aber was glauben Sie, wie erfolgreich diese Bildung stattfinden kann, wenn zahlreiche Mitschülerinnen und Mitschüler in Quarantäne sind? Wie wohl fühlen wir uns in der Schule, wenn wir selbst nicht wissen, ob wir möglicherweise Kontaktpersonen sind, weil Gesundheitsämter mit der Kommunikation nicht mehr hinterherkommen?

Wie gut geht es uns, wenn wir aufgrund der notwendigen Lüftungsregeln im Unterricht frieren und zittern, wenn wir Angst haben, zur Schule zu gehen, weil wir uns nicht anstecken möchten oder weil wir das Virus nicht in unsere Familien tragen möchten? Was denken Sie, wie gut wir uns unter diesen Umständen konzentrieren können? Was denken Sie, wie sinnvoll dieser Unterricht wirklich ist?

Ein Schulbetrieb mit voll besetzten Klassen und Kursen ist unter den aktuellen Umständen theoretisch vielleicht möglich. Praktisch aber leiden viele Schülerinnen und Schüler eher unter der momentanen Situation. Überall ist von Ihrer Seite zu lesen, dass die Aufrechterhaltung des Präsenzunterrichts höchste Priorität habe. Doch wir fragen uns schon lange: Für wen hat dies denn noch höchste Priorität? Wurden denn die Schülerinnen und Schüler zu ihrer Meinung befragt? Ist es nicht an der Zeit, die Sorgen der Schülerinnen und Schüler ernst zu nehmen, statt weiterhin zu glauben, man wüsste, was für sie das beste sei, ohne mit ihnen zu kommunizieren? Uns macht es traurig und wütend, dass alternative Konzepte nicht offen in Erwägung gezogen werden, sondern weiter auf dem traditionellen durchgehenden Regelbetrieb beharrt wird. Wir möchten nicht unbedingt vollständig zum Home-Schooling wechseln, da wir auch hier Schwachstellen in der Infrastruktur sehen. Aber Systeme wie Schichtbetrieb oder Wechselmodelle sollten endlich bedacht und organisiert werden, damit der Unterricht für die Schülerinnen und Schüler wieder unter entspannteren Voraussetzungen stattfinden kann und ihnen somit einen tatsächlichen Mehrwert bringt. Denn unter den aktuellen Gegebenheiten ist es nicht möglich, die Leistung zu erbringen, die durch den (eingeschränkten) Regelbetrieb von der Schule selbst, von Lehrkräften und letztlich von uns Schülerinnen und Schülern erwartet wird.

Schülerinnen und Schüler müssen endlich zu Wort kommen und wenn es sein muss, dann müssen sie von ihrem Wort eben ungefragt Gebrauch machen.

Wir müssen endlich miteinander reden und nicht nur übereinander. Wir müssen uns endlich gegenseitig unterstützen, statt gegeneinander zu arbeiten.

Wir müssen endlich gemeinsam Konzepte und Modelle entwickeln und umsetzen, die alle Beteiligten berücksichtigen.

Die Institution Schule setzt sich hauptsächlich aus uns Schülerinnen und Schülern zusammen und soll für diese da sein. Wollen Sie nicht auch endlich für diese Schülerinnen und Schüler da sein?

Viele Grüße

Hannah Pütter, Elena Varntoumian, Lountmila Varntoumian, Floris Steinbach, Till Flamme-Brüne, Lucia Froß, Sebastian Fey, Deborah Mack, Kelli Neshewlew, Tommy Schel, Sarina Kreß, Leon Hofmann, Evelyn Wolf, Lorena Lauritzen, Mona Heck, Franziska Hohmann, Tamara Babik, Angelika Heck, Eileen Urban, Edgar Obholz, Madleen Ludolph, Laura Dolheimer, Shahzeb Aslam, Ida Rech, Beatriz Wahler Vazquez, Anna Wilhelm, Viktoria Kalathas, Jago Schlingensiepen, Paula Beier, Helen Langner, David Kreß, Kevin Schreiner, Katharina Wohlgemuth, Max Wohlgemuth, Finja Binsteiner, Amelie Kress, Angelina Kun, Franziska Tonn, Julia Ihle, Mia Schiebelhut, Erika Etzel, Daniel Wischnewski, Martha Hartmann, Julia Vilmar, Amira Stelzner, Lorenz Thümmler, Ines Topalovic, Moses Weiss, Laura Herrmann, Muriel Gutberlet, Aaliyah Henkel, Sarah Sako, Fabienne-Alia Mohrs, Julian Baderschneider, Liam Weinmann, Eileen Simon, Emily Rödel, Emily Schleicher, Leonie Hahndl, Michelle Ahmeta, Bleona Rexhaj, Carolin Maurer, Martha Müller, Valentin Pircher, Edgar Maar, Maria Melia, Simon Schütz, Janina Möller, Nele Depenbrock, Kesra Yavsan, Elias Spors, Florian Hoos, Lennox Hohmeyer, Justus Schöppner, Karla Weber, Leon Dickel, Sina Dörr, Lolita Filoda, Ina Maria Schultheis, Alexandra Voth, Marieke Hartmann, Hannah Griff, Luisa Frohnapfel, Laura Natalia Bernardo, Hannah Ludolph, Joëlle Madeleine Ohnesorge, Nico Limpert, Clemens Walter, Miriam Henkel, Anja Voht, Katharina Aha, Maximilian Otto, Lara Gies, Daniel Flauger, Sandra Koruz, Filice Reiprich, Luc Thomé, Janina Gies, Sophia Ruprecht, David Hasenau, Kai Timper, Tim Feucht, Emily Hahn, Hannah Sauerbier, Naya Möller, Elvira Michelle Adrian, Jolina Knothe, Torben Köhler, Jonas Noll, David Bachmann, Anastasia Andrikoglou, Buket Gül Aydindag, Janosch Hartung, Nina-Marie Jäger, Niclas Goldbach, Tabitha Krah, Cosima Wahl, Felix Dimmerling, Lotte Schneider, Sophia Heindl, Marlene Seifert, Maurice Menz, Josephina Heil, Tim Scholz, Marvin Keidel, Janne Hoffmann, Selma Ziegler, Franziska Staubach, Jannik Schwab, Franziska Roth, Laura Preis, Janina Bott, Anna Hahner, Tim Dehler, Artemis Andrikoglou, Lara Müller, Antonia Vey, Elias Happ, Alisia Link, Henrike Klier, Jana Hammer, Katharin

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