Blog einer Stadtverordneten

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'''21. Juli'''
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Eine Nacht hat der Privatpatient in dem Einzelzimmer verbracht, das für ihn freigeräumt wurde. (siehe 18. Juli)
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"Hundertsechzig Euro im Monat ist nicht viel Geld für mich und meinen Bruno" sagt der gut gekleidete ältere Herr, den ich beim Hundespaziergang immer treffe. "Ich rauche nicht, ich trinke nicht und ich habe noch meine Kleidung aus den besseren Zeiten, sonst ging es gar nicht." Nach mehreren schweren Operationen fand er keine Arbeit mehr und ist in Hartz IV gerutscht. Das Amt hat ihm das ihm zustehende Geld auf 160 Euro gekürzt. Er weiß sich nicht zu wehren. Die Hundesteuer von 61 Euro im Jahr muss er sich vom Munde absparen, aber sein Bruno soll nicht leiden und "weggeben will ich ihn nicht, er ist doch schon 14 Jahre".
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'''20. Juli'''
'''20. Juli'''

Version vom 19:49, 21. Jul. 2011

21. Juli Eine Nacht hat der Privatpatient in dem Einzelzimmer verbracht, das für ihn freigeräumt wurde. (siehe 18. Juli)

"Hundertsechzig Euro im Monat ist nicht viel Geld für mich und meinen Bruno" sagt der gut gekleidete ältere Herr, den ich beim Hundespaziergang immer treffe. "Ich rauche nicht, ich trinke nicht und ich habe noch meine Kleidung aus den besseren Zeiten, sonst ging es gar nicht." Nach mehreren schweren Operationen fand er keine Arbeit mehr und ist in Hartz IV gerutscht. Das Amt hat ihm das ihm zustehende Geld auf 160 Euro gekürzt. Er weiß sich nicht zu wehren. Die Hundesteuer von 61 Euro im Jahr muss er sich vom Munde absparen, aber sein Bruno soll nicht leiden und "weggeben will ich ihn nicht, er ist doch schon 14 Jahre".


20. Juli

Da rollt er der Ball, wie ich es schon 100 mal in meiner Phantasie gesehen habe. Er kommt über die Mauer am neuen "Wohnquartiersplatz Hirtsrain" geflogen, ein prima Hochschuss, rot/weiß ist der Ball. Gleich kommt das Kind gerannt, denk ich und steige in die Bremsen. Ein großer schwarzer Bus auf der Gegenfahrbahn sieht dies nicht. Ganz knapp vorbei am Bus rennt der junge Ballschütze, dem Ball hinterher bergab bis zur Baustelle in der Brauhausstraße. Noch weitere 5-6 Kinder stoppen gerade noch rechtzeitg am Bürgersteig, jeder will natürlich den echten Lederball retten.

Welcher Architekt kann nur so ignorant sein, meine Bedenken, die ich schon bei der ersten Bürgerversammlung geäußert hatte fortzuwischen: wenn schon der Spielplatz umgestaltet würde, dann müsse die Wiese in den hinteren Teil und die Spielgeräte nach vorne zur Straße.

Nein, der 700 000 Euro Spielplatz hat jetzt eine Ballspielwiese, direkt an der Durchgangsstraße.

Ich schwöre dem Architekt, wenn nur ein Kind durch seine Planungen zu Schaden kommt, dann mache ich ihn persönlich haftbar!


19.Juli

Heute bei der attac Sitzung der Fuldaer Gruppe gewesen und den Bericht vom InfoStand am Herzbergfestival gehört. Wir planen einige Aktionen noch diesen Sommer: ein "Empört Euch! Open Air Bürgerforum, Theaterveranstaltung mit der Berliner Compagnie, Winfried Wolf zum Thema "Die diabolische Allianz aus Erdöl, Auto und Agrobusiness". Außerdem die Aktion Krötenenwanderung jetzt! Bank wechseln - Politik verändern!


18. Juli

Privater Klinikbesuch, 100% städtisches Eigentum, 3 Mann Zimmer - ein Bett ist leer, dieser dritte Mann sitzt trotzig auf dem Gang. "Ich verlange ein Einzelzimmer, ich bin Privatpatient!" Tatsächlich werden die zwei anderen kranken Männer noch am gleichen Tag verlegt, sie müssen Tasche packen. Nix wirds mit der Skatrunde,

Morgen werde ich mal nachschauen gehen, ob sie als Bett Nr. 4 in jeweils ein andres Zimmer geschoben wurden.

Am Abend dann Mahnwache zum Abschalten der Atomkraftwerke am Bahnhofsvorplatz. Wir wollen nicht, dass sie noch ein weiteres Jahrzehnt laufen. In dieser Zeit kann wiedermal der Ausstieg gekippt werden, haben wir ja schon erlebt. Darum fordern wir auch "Atomausstieg ins Grundgesetz". Am Rande auch lebhafte Diskusionen unter den Teilnehmern zu unserer jüngsten Presseerklärung und wie das Flair Fuldas Investoreninteressen geopfert wird


16. Juli

Für einen Verwandten in der Klinik soll ich Haftcreme für das Gebiss besorgen. Ich geh in einen Drogeriemarkt im Stadtviertel unterhalb des Klinikums. Ich finde die Schachteln mit der Creme 5,98 Euro. Aber was ist das? Ich nehme eine, die Packung ist leicht, ich nehme die nächste...wieder, alle Schachteln sind leer. Ich gehe mit einer leeren Schachtel zur Kasse. "Die Schachteln sind alle leer?" "Ja, den Inhalt bekommen sie bei mir!" Die Kassierin greift unter ihre Kasse. Ich steht verblüfft da. Dann frage ich "Es wohnen viele arme Leute hier?" Die Kassiererin nickt traurig.

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